Fontane auf Liebenberg

Sonderausstellung anlässlich des Fontanejahres

auf Schloss & Gut Liebenberg

Fontane auf Liebenberg

Sonderausstellung anlässlich des Fontanejahres auf Schloss & Gut Liebenberg

Anlässlich seines 200. Geburtstages wurde Fontanes Beziehung zu Liebenberg von der DKB STIFTUNG für gesellschaftliches Engagement mit einer Ausstellung gewürdigt. In sechs über das Außengelände verteilte Stationen, einer Schlosszeitung und ergänzendem Material auf der Stiftungshomepage werden die Texte Fontanes auf heute noch vorhandene Orte auf Schloss & Gut Liebenberg bezogen. So erstehen Menschen und Orte vergangener Zeiten vor unserem inneren Auge wieder auf. Die Ausstellung gibt Einblicke in das Werk des Chronisten der Mark. Sie lässt uns mit seinen Augen sehen und schärft zugleich den Blick für Veränderungen der letzten Jahrhunderte und für das heutige Liebenberg.

 

Theodor Fontane ist einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Der Romancier, Reiseschriftsteller und Journalist prägt mit seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ bis heute wesentlich das Bild Brandenburgs.

 

Fontane hat Schloss & Gut Liebenberg im Jahr 1880 mehrfach besucht. Dessen Gutsherr Philipp Graf zu Eulenburg (1847-1921) und das reichhaltige Liebenberger Archiv waren für den Schriftsteller wertvolle Informationsquellen. Fontane fand hier Inspiration für seine Romane und Erzählstoff für eine Reihe historischer Artikel, die in seinem Buch „Fünf Schlösser“ mündeten. Zugleich boten ihm die gesammelten Geschichten Inspiration für seine erfolgreichen Romane.

 

Die Geschichte Liebenbergs ist vielfach eng mit bedeutenden Entwicklungen und Ereignissen der brandenburgischen und deutschen Geschichte verbunden. So konnte Fontane mit dem Wissen von seinen Besuchen aus Liebenberg die Welt- und Landesgeschichte vom Standpunkt eines märkischen Herrensitzes aus schreiben.

Lageplan Fontane Ausstellung

Zu den Stationen

 

 

 

 

 

Wofür das Engagement in DKB STIFTUNG für gesellschaftliches Engagement steht:

Ausstellungsentwicklung unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten

Die DKB STIFTUNG für gesellschaftliches Engagement setzt sich für Nachhaltigkeit und Inklusion ein. Deshalb ist die Ausstellung „Fontane auf Liebenberg“ barrierearm und unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit entwickelt und umgesetzt worden. Nachhaltig heißt hier: Arbeit mit auf Schloss & Gut Liebenberg vorhandenem Material (Stichwort Upcycling) sowie die Verwendung von recyclebaren und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Materialien. Darüber hinaus sind Ausstellungsstücke wie die Zeitungsboxen und die Stelen so konzipiert, dass sie auch nach der „Fontane auf Liebenberg“-Ausstellung weiter Verwendung innerhalb der DKB STIFTUNG finden können.

Zur Vision

Der Aufbau

„Liebenberger Extrablatt“

Mit Ausstellungseröffnung präsentiert die DKB STIFTUNG für gesellschaftliches Engagement erstmals das „Liebenberger Extrablatt“: Mit einem Augenzwinkern vermittelt die Zeitung Berichte, exklusive Interviews und Reportagen rund um das Thema Fontane, von der damaligen Zeit bis heute. Besucher können sich selbst eine Zeitung an mehreren Zeitungsständern auf dem Gelände ziehen.

Download Liebenberger Extrablatt

Die Stationen

Station 1 – Fontane auf Liebenberg

Was führt den jungen Schriftsteller nach Liebenberg?

Anfang der 1880er Jahre besuchte Theodor Fontane auf Einladung des jungen Grafen Philipp zu Eulenburg mehrfach den Landsitz der Familie-Eulenburg-Hertefeld im märkischen Liebenberg. Fontane war nicht zuletzt durch seinen Zyklus „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein mittlerweile bekannter Schriftsteller.

In Liebenberg erhoffte sich Fontane weiteres Material und Informationen für den geplanten Band „Fünf Schlösser“. Der Gutsherr empfing ihn herzlich und mit Hilfsbereitschaft. Eulenburg erwartete, dass durch die Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller auch dessen eigene musischen Interessen gefördert und das Ansehen seiner Familie gesteigert würden.

 

Fontane schreibt in einem seiner letzten Briefe an den Grafen, am 30.01.1890:

„zu meinen glücklichsten Wanderungs-Tagen in Mark Brandenburg gehören die in Liebenberg verbrachten.“

Jetzt hier: Fontane zum Nachhören! Liebenberg in den „Fünf Schlössern“

Station 2 – Eulenburg und Fontane

Eine Beziehung auf Augenhöhe?

Die Begegnung zwischen Theodor Fontane und Graf Philipp zu Eulenburg überbrückte Standesgrenzen und gewährte Beiden Vorteil und Nutzen. Beide suchten voneinander zu profitieren: Fontane wurde bei seinen Aufenthalten in Liebenberg wiederholt in das familiäre Leben auf dem Adelssitz einbezogen. Er konnte Kontakte knüpfen und das reiche Archivmaterial einsehen. Beides diente ihm als Stoffsammlung für seine literarischen Werke und den geplanten Band „Fünf Schlösser“.

 

Graf Philipp zu Eulenburg erhoffte sich mit Hilfe des bekannten Schriftstellers und Journalisten wohl die Hebung des Ansehens seiner noch jungen Liebenberger Familienlinie, der Eulenburgs. Zudem wollte der musisch veranlagte Graf, dass seine schriftstellerischen Ambitionen und seine Etablierung als Autor durch Fontane gefördert würden.

 

Graf Phillip zu Eulenburg schreibt am 27.05.1880 einladend an Fontane:

„Ich bin stolz darauf versichern zu können, dass diese ,Wanderungen´ Sie in einen der hübschesten Orte der Mark führen würde. Die grosse Reichhaltigkeit an alten Familienerinnerungen in Bild und Wort würde Ihnen dazu unzweifelhaft viel Vergnügen machen.“

Jetzt hier: Den Briefwechsel von Fontane und Eulenburg zum Nachhören!

Station 3 – Die Hertefelds

Wegbereiter in der Mark

Fontane würdigt in seinem Buch „Fünf Schlösser“ ausführlich die Leistungen der Gutsbesitzerfamilie derer von Hertefeld für die Urbarmachung vorher unfruchtbarer Landstriche rund um Liebenberg im 17. und 18. Jahrhundert. Sie kamen, vom Brandenburger Kurfürsten gefördert, Mitte des 17. Jahrhunderts in den Besitz Liebenbergs und der umliegenden Ländereien.

 

Als Immigranten vom Niederrhein brachten Hertefelds umfangreiches Wissen und Techniken zur Entwässerung und Milchwirtschaft mit. Auf dieser Grundlage waren sie in der Lage eine einträgliche Landwirtschaft aufzubauen. Damit leisteten sie Vorbildliches für die gesamte Mark Brandenburg. Die Gutswirtschaft in Liebenberg erblühte durch die eingeführten landwirtschaftlichen Methoden, sodass das neue Gutsgebäude wie das Inspektorenhaus gebaut werden konnten.

 

Fontane schreibt in den „Fünf Schlössern“:

„[Die] Urbarmachung wertloser Bruchgegenden [um Liebenberg, war] ein Beispiel, das später am Rhin, an der Oder und Warthe befolgt und eine Quelle nationalen Wohlstandes geworden ist.”

Zum Nachhören aus den „Fünf Schlössern“, wie man in Brandenburg neues Ackerland gewann

Station 4 – Leben auf Liebenberg

Das Leben auf einem märkischen Landgut zu Fontanes Zeiten

Fontane nahm während seiner Aufenthalte am gesellschaftlichen und familiären Leben auf Liebenberg teil. Der Schriftsteller beschreibt die Atmosphäre als freundlich und offen. Der Schlossaal, wie auch die restlichen repräsentativ ausgestatteten Salons, beherbergte allerhand Kunstwerke, Bücher und „Kuriositäten“ zur Erinnerung, Erbauung und um Gäste zu beeindrucken. Nicht zuletzt der junge Graf selbst trug mit seinen schriftstellerischen und musischen Betätigungen zu der besonders kultivierten Atmosphäre Liebenbergs bei.

 

Die repräsentativ ausgestatteten Räume spiegelten den wachsenden gesellschaftlichen Bedeutungsanspruch der noch jungen brandenburgischen Linie der Eulenburgs wieder. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkehrten auf Liebenberg Vertreter höchster gesellschaftlicher Kreise des Deutschen Reiches, allen voran Kaiser Wilhelm II.

 

Fontane schreibt in den „Fünf Schlössern“:

„[A]n dieser Stelle mag denn auch hervorgehoben werden, daß japanische Reminiszenzen überall in Liebenberg nachklingen. Aus der Fülle dessen, was Graf Friedrich E. von seiner ostasiatischen Gesandtschaftsreise mit heimbrachte, kam vieles dem Schlosse seines Bruders zugute. […] [I]ch muß bekennen, manche berühmte Galerie berühmter Städte mit weniger Nutzen überflogen zu haben.“

Jetzt hier: Fünf Rosenlieder zum Nachhören! Komponiert von Philipp zu Eulenburg, gesungen von Marcel Wittrisch (1903-1955), Orchester und Orgel unter der Leitung von Bruno Seidler-Winkler (1880-1969)

Station 4 – Der Schlosspark

Vergnügungen in der Umgebung Liebenbergs

Zum adeligen Lebensstil gehörten herrschaftliche Vergnügungen und das Repräsentieren wesentlich dazu. Liebenberg hob sich diesbezüglich von vielen anderen märkischen Adelssitzen ab. Hier vergnügte man sich bei der Jagd, bei Ausflügen in die Landschaft oder spazierte im großzügigen Park. Dabei amüsierte man sich und pflegte Kontakte zu eingeladenen Standesgenossen.

 

Fontane beschreibt die Entwicklung des barocken Parks zum Landschaftspark im 19. Jahrhundert. Darin finden sich auch heute noch einige nicht heimische Gewächse, wie die Sumpfzypresse. Auch das Herrenhaus wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Herrensitz mit Schlosscharakter ausgebaut.

 

Fontane schreibt in den „Fünf“ Schlössern:

„Der Park, der sich in einen inneren und äußeren teilt, ist durch Umfang und Schönheit ausgezeichnet“.

Jetzt hier: Fontane zum Nachhören! Der Schlosspark in seinen „Fünf Schlössern“

Station 6 – Die Napoleonischen Kriege

Unruhige Zeiten in Liebenberg

Von den Eroberungskriegen Napoleons und den darauf folgenden Befreiungskriegen zwischen 1806 und 1815 war auch Liebenberg betroffen. Fontane beschreibt eindrücklich die Gefahren und Nöte dieser Zeit, die von durchziehenden gegnerischen Soldaten für Menschen und ihr Hab und Gut entstanden.

 

Tief im Wald erinnert heute noch ein halb versunkenes Denkmal an diese unsichere Zeit und das in Kriegszeiten Zusammenhalt und Findigkeit für das Überleben essentiell sind.

 

Fontane schildert zugleich wie der junge Gutsherr Karl von Hertefeld seinen Aufenthalt im besiegten Frankreich und anschließend in England nutzt, um die dortigen Kulturleistungen kennenzulernen und zu bewundern.

 

In den „Fünf Schlössern“ zitiert Fontane den Gutsherrn Leopold von Hertefeld zu den Plünderungen:

„Etwa gegen neun Uhr erschienen die Marodeurs der Infanterie, die wie Strauchräuber aussahen. Sie lachten die Sauve Garde aus, rissen den Branntwein, den man ihnen in Gläsern anbot, in ganzen Flaschen an sich und drangen ins Haus. Gleich darauf hörte man das Aufstoßen der Türen und Spinden, ohne Rücksicht darauf, ob diese verschlossen waren oder nicht. Alles wurde zerschlagen. […] Es läßt sich die Raubbegierde dieser Menschen mit nichts andrem als mit der einer Tatarenhorde vergleichen.“

Jetzt hier: Die Plünderungen Liebenberg von Fontane in den fünf Schlössern beschrieben zum Nachhören!