Hidden Places 2019
Fontane, Kamera und Liebenberg: Fotografie-Projekt mit Schülern aus der Region Oberhavel
„Hier hast Du eine Schraube vergessen, die musst Du unbedingt noch in den Leuchtkasten machen, sonst hält er nachher nicht“ macht Sofi ihren Mitschüler aufmerksam. Die beiden sind mit sechs Mitschülern der Werner-von-Siemens-Schule Gransee auf Schloss & Gut Liebenberg und bauen Leuchtkästen für ihre Fotografien aus „Hidden Places.
Hidden Places, das ist ein Projekt der DKB STIFTUNG für gesellschaftliches Engagement, bei dem Brandenburger Schülerinnen und Schüler in einem fächerübergreifenden Projekt aus Kunst, WAT (Wirtschaft, Arbeit, Technik) und Deutsch die Möglichkeit bekommen, ihre Umgebung mit einer Kamera, und angeleitet von einer professionellen Fotografin, zu erforschen.
Vier Projekttage und viel Zeit für eigene Erkundungstouren sind dafür angesetzt. Los geht es mit einer Einweisung in die Fototheorie: Was macht gute Fotos eigentlich aus, wie geht man mit einer Kamera um, was muss ich beim Fotografieren beobachten? Im zweiten und dritten Projekttag werden die entstandenen Fotografien besprochen und auch ausgewählt. Auch hier ist die Fotografin Kathrin Karras dabei und gibt Tipps, nach welchen Qualitätskriterien die Jugendlichen ihre Bilder auswählen können. Und die richtige Auswahl ist wichtig, denn nur sechs Fotos werden zu einer Bildserie, die später ausgestellt wird und nur ein Foto wird auf Glas gezogen und in einen Leuchtkasten gebaut.
Parallel zur Bildbesprechung gibt es auch die Textwerkstatt. Hier lernen die Schüler, anders als in einer Texterörterung, sich selbst in Worten und ohne Bewertung auszudrücken. Warum haben sie dieses Motiv gewählt, was verbinden sie damit, was sagt die Fotografie über sie aus?
„Ich habe einen Platz gewählt, zu dem ich früher immer mit meinem Papa gegangen bin und Zeit mit ihm verbracht habe. Das war schön, noch einmal hierher zu kommen“ sagt Matz über seine Bildauswahl. Der letzte Projekttag ist dann ganz „hands on“: Im Handwerkerhof von Schloss & Gut Liebenberg bauen die Jugendlichen zusammen mit Handwerkern der DKB Stiftung ihren Leuchtkasten. Dass die Handwerker beide gehörlos bzw. höreingeschränkt sind, spielt beim gemeinsamen Arbeiten keine Rolle, die Verständigung klappt auch so.
Eine Aufgabe hatten die Jugendlichen beim Fotografieren allerdings: Auf den Spuren Fontanes „Ruppiner Seenland – Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ sollten sie erkunden, was diese Region für sie bedeutet. Spüren sie den allgegenwärtigen demographischen Wandel, sehen sie ihre Zukunft hoffnungsvoll oder bereitet es ihnen Sorge, in einer Gegend zu leben von der sie wissen, dass sie sie für Ausbildung und Beruf vermutlich verlassen werden?
Die fotografischen Antworten geben ein differenziertes Bild auf Alltag und soziale Räume. Und auch die Lehrer sind zufrieden: „Es ist eine tolle Erfahrung, in einer kleinen Schülergruppe bekannte Schüler neu kennenzulernen, verborgene Talente zu entdecken und Fähigkeiten besser zu fördern als im Regelunterricht.“
2018 gab es für Hidden Places den Preis beim Mixed up Bundeswettbewerb für kulturelle Bildungspartnerschaften, dieses Mal sollen ausgewählte Fotografien beim Deutschen Jugendfotopreis teilnehmen.
Eine Ausstellung der Leuchtkästen und Fotoserien kommt außerdem.
Diese vier Brandenburger Schulen waren 2019 bei Hidden Places dabei:
- Oberschule „Schule am Rhin“ Fehrbellin
- Johann Wolfgang von Goethe Schule Eberswalde
- Libertasschule Löwenberg
- Werner-von-Siemens-Schule Gransee