Der Kaiserbrunnen

Zum Andenken an die Kaiserjagden ließ Wilhelm II. (1859–1941) zu Ehren seines engen Freundes und wichtigen Beraters Phillip zu Eulenburg (1847–1921) auf dem Liebenberger Schlosshof einen Brunnen mit folgender Inschrift errichten: „Kaiser Wilhelm II. stiftete diesen Brunnen zur Erinnerung an seine alljährlichen Besuche in Liebenberg im Jahre 1895“. Das Brunnenhäuschen aus schlesischem Sandstein war etwa fünf Meter hoch und trug ein in Kupfer getriebenes Kuppeldach, das von drei Säulen getragen wurde. Verziert war das Brunnendach mit dem kaiserlichen Adler, der das Wappenschild des Gutsherrn in seinen Fängen hält. Der Brunnenschacht ist gemauert und führt bis zur ersten Grundwasserschicht.

 

Das Brunnenhäuschen bildete in der Liebenberger Schauarchitektur als Anmutung eines mittelalterlichen Marktplatzes ein schmückendes Zentrum und diente als Austauschort und Treffpunkt. Der Kaiserbrunnen war jedoch keine schlichte Attrappe, sondern wurde bis zu seinem Abriss zur Notwasserversorgung genutzt. 1906 war der Kaiser das letzte Mal zur Jagd in Liebenberg, denn Phillip zu Eulenburg fiel beim Kaiser aufgrund eines Skandals in Ungnade. 

1950 fiel der Brunnen einer Schrottaktion zum Opfer, da Metall nach dem Krieg sehr begehrt war. Nach Entfernung der Kupferbedachung wurde er mit Abbruchresten umliegender Gebäude und Müll zugeschüttet.

 

Ende 2003 wurde der Brunnen während der Arbeiten an den Schlossgebäuden freigelegt und bis zu einer Tiefe von 16 Metern von Hand wieder ausgegraben. Dabei fand man die Bruchstücke von zwei steinernen, schildtragenden Löwen, die sich ehemals auf dem Eingangstor zum Schloss­­hof befanden. Auch mehrere riesige Walknochen, die Phillip zu Eulenburg von einer Reise aus Norwegen an Bord der Kaiserlichen Jacht mitbrachte, wurden wieder entdeckt. 2007 wurde der Kaiserbrunnen restauriert und mit den erhaltenen Originalteilen wieder aufgebaut.

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