Die Nordische Halle

Im Zuge der Schlosserweiterungen durch Fürst Philipp Graf von Eulenburg (1847–1921) in den Jahren 1891 bis 1905 entstanden unter der Leitung des Münchener Architekten Gabriel von Seidel zahlreiche meist historisierende Gebäude, die die Schlossanlage zu einem repräsentativen Gesamtensemble abrunde.n sollten. Darunter waren die Nordische Halle, das große Torgebäude mit Turm und Durchfahrt, der Verbindungsbau zum Archivgebäude, das Brunnenhaus, das Löwentor, die Jägerhäuser an der Zufahrt zum Schloss und die Schlosskapelle.

Erst durch die Nordische Halle mit dem Torturm wurde der Schloss­hof vom Wirtschaftshof getrennt und bekam seine abgeschlossene, mittelalterlich anmutende Gestalt. Kaiser Wilhelm II., der jedes Jahr zur Jagd in Liebenberg weilte, war sehr angetan von der Nordischen Halle.

 

Die eigentliche Nordische Halle war ein Schmuckraum, dekoriert mit den Jagdtrophäen des Fürsten. Sie diente dem geselligen Beisammensein, unter anderem der sogenannten Liebenberger Tafelrunde. Hier wurde musiziert und vorgelesen und man kann davon ausgehen, dass hier auch wichtige Gespräche für die deutsche Politik zwischen dem Kaiser und Philipp zu Eulenburg stattfanden.

 

In den Wohnräumen im Obergeschoss der Nordischen Halle wohnten Augusta, die Fürstin Mutter, und Gräfin Thora, die Mutter von Libertas Haas-Heye. Im Turm befanden sich Gästezimmer und das Atelier des Malers Hans Lietzmann, von dem das Altarbild in der Kirche stammt.

1945 brannte die Nordische Halle aus ungeklärten Gründen nieder. Auch das gesamte Archiv wurde vernichtet. Das Feuer wurde vermutlich vorsätzlich gelegt, um den Mord an dem Verwalter Scheu und seiner Familie zu vertuschen, die in einer Wohnung im Archivgebäude gewohnt hatten. Die ausgebrannten Gebäude wurden abgerissen und der Schlosshof später asphaltiert.

 

Die 2004 wiedererbaute „Nordische Halle“ respektiert den Grundriss der ehemaligen Gebäude und im Wesentlichen die ehemaligen Größenverhältnisse, ohne eine historische Kopie darzustellen. Die einstmalige Fassadensilhouette ist durch Eisenspaliere deutlich gemacht. Im Zuge der Gründungsarbeiten wurden bei archäologischen Grabungen die Baugeschichte der Halle und zeitlich weiter zurückliegender Bauten dokumentiert.

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