Sigwarts Grab

In diesem Winkel des Schlossparks fand der Komponist Botho Sigwart Graf zu Eulenburg in der Nähe seiner Lieblingseiche seine letzte Ruhestätte.

 

Botho Sigwart komponierte bereits als Siebenjähriger. Anders als sein Vater Philipp Graf zu Eulenburg, der unter anderem die berühmten Rosenlieder schuf, ging er seinem künstlerischen Interesse auch beruflich nach. Alle seine Geschwister waren musikalisch. Seine Schwester Viktoria (Tora), die Mutter der 1942 hingerichteten Libertas Schulze-Boysen, war Pianistin. Doch Sigwarts Talent scheint das seiner Verwandten weit übertroffen zu haben. Als Gymnasiast in Bunzlau (Schlesien) erlernte er rasch das Orgelspiel. Variationen über den Dessauer Marsch, die er zwölfjährig komponiert hatte, wurden im großen Musikvereinsaal in Wien aufgeführt. Im Anschluss an sein Abitur in Berlin studierte er in München und promovierte mit einer Arbeit über den Frühbarockkomponisten Erasmus Widman. Anschließend war er zwei Jahre lang Schüler von Max Reger, der seinen Stil nachhaltig beeinflusste. So entstanden 1908/1909 zahlreiche bis heute kaum bekannte Kompositionen, die von spätromantischem Geist geprägt sind, aber im Vergleich mit Werken anderer, bedeutenderer Komponisten seiner Zeit besonders vielfarbig erscheinen.

 

1911 traf Eulenburg den damals als Organist berühmten Albert Schweitzer in Straßburg und widmete ihm ein großes Orgelkonzert. Danach arbeitete er als Ergebnis einer ausgedehnten Griechenlandreise an der Oper „Die Lieder des Euripides“.

 

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 wurde er, ursprünglich als nicht felddienstfähig eingestuft, als Rekrut beim 2. Garde-Ulanen-Regiment in die Armee eingezogen. Während seines Fronteinsatzes in Flandern und Frankreich stellte er im Winter 1914 die Klaviersonate op. 19 (Kriegssonate) fertig. Im April 1915 wurde seine Einheit nach Galizien in die Ukraine verlegt. Sigwart, mittlerweile zum Leutnant und Kompanieführer befördert, erlitt am 9. Mai während der Schlacht bei Gorlice-Tarnów bei einem Angriff seiner Einheit auf russische Stellungen einen Lungendurchschuss. Sigwart Graf zu Eulenburg starb am 2. Juni 1915 im Lazarett. Posthum wurde ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen.

Zurück zur Übersicht

Botho Sigwart Graf zu Eulenburg um 1910